Stadt Nürnberg, Dr. Maly - 29. September 2004
Nr. 710 / 29.09.2004 - Lokales
Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly äußert sich zur aktuellen Diskussion über den öffentlichen Nahverkehr: "Warum kann eine bloße Überlegung, ohnehin vorhandene Zeit zu nutzen, um den Verkehr über die Stadtgrenze im Südwestkorridor neu zu durchdenken, nur so eine Hektik auslösen, dass gleich mit Dringlichkeitsanträgen operiert werden muss? Das ist unnötig.
Fakt ist:
(1.) Die U3 wurde im Jahr 1999 im Verfahren der so genannten standardisierten Bewertung von Intraplan untersucht, der Nutzen-Kosten-Faktor mit 1,2 festgestellt. Ein Nutzen-Kosten-Faktor von >1 ist Voraussetzung für eine öffentliche Bezuschussung. Zugrunde lag damals u.a. ein Flächennutzungsplan-Entwurf, der als Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit der U-Bahn im Tiefen Feld Gewerbe und mehrgeschossigen Wohnungsbau vorsah. Eine zeitnahe Umsetzung dieser Planung zeichnet sich aus heutiger Sicht nicht ab.
(2.) Es gibt eine Liniengenehmigung für die Gesamtstrecke der U3 Nordwest und Südwest. Die Liniengenehmigung ist Grundlage für die Zuschussbeantragung. Einen Zuwendungsbescheid gibt es für die Strecke Gustav-Adolf-Straße - Kaulbach-Platz, der Antrag für den Streckenabschnitt Kaulbachplatz - Friedrich-Ebert-Platz ist gestellt.
(3.) Der aktuelle Bauzeitenplan der U-Bahn-Bauer sieht (vorbehaltlich der Finanzierung im Mitelfristigen Investitionsplan) vor, dass die Stationen Gustav-Adolf-Straße bis 2006 und Friedrich-Ebert-Platz gesichert bis 2009 fertig werden, die weiteren Bauabschnitte nach Gebersdorf und zum Klinikum/Nordring können bis 2012 fertig werden, wenn die Stadt ihre Eigenmittel bauzeitengerecht zur Verfügung stellen kann.
(4.) Mit dem Landkreis Fürth wurde abgestimmt, dass der Landkreis sich an den Kosten für die weiteren Untersuchungen zur U3 Südwest beteiligen wird. Dazu wird ein Bus-Zubringerkonzept benötigt, das noch nicht fertiggestellt ist. Außerdem wäre es sinnvoll, genauere Daten zum Ziel- und Quell- sowie dem Pendlerverkehr im Südwestkorridor zu haben. Dazu müsste der Landkreis Verkehrsuntersuchungen durchführen.
(5.) Meines Wissens hat niemand beantragt, den U-Bahn-Bau zu stoppen. Deshalb muss auch nicht beschlossen werden, irgendwelche Planungen fortzuführen.
Es ist also sinnvoll, die Zeit zu nutzen und sich für die Erschließung des Südwestkorridors einige Fragen zu stellen:
Fazit: Wie so häufig verstehe ich die
rastlose Hektik, die sich in der CSU
ausbreitet, nicht, wenn man - wie Herr
Schönfelder - die richtigen Fragen stellt.
Der ÖPNV über die Stadtgrenzen hinweg ist
eine der zentralen Zukunftsaufgaben unserer
Stadt. Die kann nach Analyse aller Daten,
Erörterung aller Optionen hinsichtlich
Trassen, Verkehrsmittel und optimaler
Verknüpfungspunkte völlig rational und
in enger Abstimmung mit dem Landkreis
Fürth getroffen werden.
Wo die Rationalität bei den Unionskollegen
ist, frage ich mich manchmal allerdings
schon. Bei einer Querschnittsbelastung
von knapp 11.000 Fahrgästen zwischen
Rathenauplatz und Stresemannplatz wollen
sie die Straßenbahn abschaffen, bei der
gleichen Querschnittsbelastung in
Gebersdorf bräche für sie ohne U-Bahn
eine Welt zusammen. Das verstehe wer
will, ich nicht."
let
© 2004 Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Stadt Nürnberg